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Datum:08.03.2024 - Kategorie:Gesundheit
Lesedauer:ca. 15 Min.

Endometriose: Wenig bekannt, aber folgenschwer

Diffuse, unerträgliche Schmerzen und niemand weiß, wie man die Ursache bekämpft! Endometriose ist zwar die zweithäufigste, aber wohl auch die mysteriöseste gynäkologische Erkrankung des Unterleibs. Im Video erklärt Gynäkologe Dr. Sebastian Kraus, warum es für Betroffene nicht nur um den Kampf gegen Schmerzen, sondern auch um mehr Aufmerksamkeit für die Erkrankung geht.

Was ist Endometriose?

Das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut befindet sich bei dieser Erkrankung anstatt in der Gebärmutterhöhle im Bauchraum, an den Eierstöcken, der Gebärmutterwand oder anderen Beckenorganen wie Blase oder Darm. Zellen der Gebärmutterschleimhaut siedeln sich dort an, obwohl sie dort nicht hingehören. Diese sogenannten Endometrioseherde reagieren wie die Gebärmutterschleimhaut auf hormonelle Veränderungen, werden aber im Gegensatz zur normalen Gebärmutterschleimhaut nicht mit der Regelblutung ausgeschieden. Die Zellen können so wachsen, bluten und bei fortgeschrittener Erkrankung sogar Zysten, Vernarbungen und Verwachsungen ausbilden oder in andere Organe einwachsen.

Woran erkenne ich, ob ich an Endometriose erkrankt bin? Was sind Symptome?

Die Symptome können von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein und deswegen nicht verallgemeinert werden. „Ich hatte schon seit Langem starke Schmerzen und Blutungen, aber mein Arzt meinte, das sei normal“, berichtet beispielsweise Liane K., 36, Lehrerin aus Niedersachsen. Auch die Kombination mit Durchfall und Darmkrämpfen gab bei ihr keinen Anlass zu weiterer Diagnostik. Dr. Kraus erklärt im Video, was eine Diagnose so schwierig macht. Bei zehn Prozent aller Frauen zwischen 15 und 45 Jahren gibt es zwar eine korrekte Diagnosestellung, jedoch durchschnittlich erst nach sechs Jahren.

Trotz der Komplexität der Erkrankung gibt es aber Anzeichen, auf die jede Frau selbst achten kann:

  • Bauch- und Rückenschmerzen: Meist sind es chronische Schmerzen im Becken und am unteren Rücken, die in einigen Fällen bis in die Beine ausstrahlen.
  • Starke Menstruationsbeschwerden: Betroffene Frauen können während der Periode unter starken Schmerzen und Krämpfen leiden. Viele Frauen kommen dann im Alltag nicht ohne starke Schmerzmittel aus.
  • Unregelmäßige und starke Monatsblutungen sind Anzeichen und bedeuten gleichzeitig auch ein erhöhtes Risiko zu erkranken.
  • Unterleibsschmerzen, auch unabhängig von der Monatsblutung
  • Schmerzen während oder nach dem Geschlechtsverkehr, bei gynäkologischen Untersuchungen oder beim Eisprung
  • Blasen- und Darmkrämpfe oder Ohnmachtsanfälle
  • Schmerzen beim Stuhlgang oder Urinieren
  • Blut und Schleim im Stuhl oder Urin
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Betroffene, die unter Schmerzen leiden, sind oft müde und fühlen sich erschöpft.

Viele Frauen haben zudem häufiger Allergien sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit während ihrer Menstruation. Bei manchen Betroffenen ist die Lebensqualität in der Folge stark eingeschränkt, andere Frauen können mit einer Therapie fast beschwerdefrei leben. 

Auch ist die psychische Belastung bei betroffenen Frauen häufig groß. Viele Frauen leiden seelisch unter den häufigen starken Schmerzen sowie weiteren Folgen. „Das Schlimmste war am Anfang die Hilflosigkeit“, erzählt Liane K.

Ich wusste, ich habe eine chronische Erkrankung, die mich bis in die Wechseljahre hinein begleitet – mir war aber nicht klar, ob und was ich selbst dagegen tun kann.

Dr. Kraus erklärt, woran man Endometriose erkennt und wie man sie behandelt

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Wie gefährlich ist Endometriose und was sind die Folgen?

Obwohl Endometriose keine bösartige Krebserkrankung ist, kann sie ähnliche Auswirkungen haben. So richtet sie bei unbemerkter Ausdehnung erheblichen Schaden in den Organen an und es kann zu chronischen Entzündungen im Körper kommen, so Dr. Kraus. Wachsen die Läsionen bereits in andere Organe ein, sprechen Mediziner von der infiltrierenden Endometriose. Dr. Kraus betont, dass die Intensität der Beschwerden kein Indiz für die Ausdehnung oder den Schweregrad der Erkrankung sein muss. Manche Betroffene spüren die Erkrankung gar nicht oder kaum. Viele Betroffene leiden jedoch unter extremen Schmerzen und Krämpfen. Unfruchtbarkeit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, dadurch verminderte Lust- und Schuldgefühle gegenüber dem Partner können das Selbstwertgefühl vor allem bei jungen Frauen enorm beeinträchtigen. Die Krankheit ist nicht lebensbedrohlich, jedoch wird das Leben der Betroffenen stark eingeschränkt.

Die Erkrankung ist auch nicht vollständig heilbar, kann aber in ihrer Ausdehnung gestoppt werden. Die Ursache der Krankheit ist noch nicht geklärt. Welche Theorien es zur Entstehung gibt, erklärt Dr. Kraus im Video. Patientinnen können durch eine passende Therapie und eine frühe Diagnose in vielen Fällen aber ein weitgehend beschwerdefreieres Leben führen.

Wie verläuft die Behandlung von Endometriose?

Zunächst ist die frühzeitige Erkennung der Schlüssel für eine bestmögliche Behandlung. Abhängig von der individuellen Therapie sind eventuelle Vorerkrankungen der Frau, ihr Alter, der Ort der Endometrioseherde und der Schweregrad der Ausbreitung. Ein möglicher Kinderwunsch muss berücksichtigt werden.

Fallen Frauen mehrere Symptome auf, empfiehlt Dr. Kraus, zunächst einen Termin beim Frauenarzt zu machen. Da verschiedenste Symptome auf eine Erkrankung hindeuten können, kann meist nur eine Verdachtsdiagnose erstellt werden. Je nach Kompetenzgebiet und Ausstattung des Frauenarztes findet eine konkrete Diagnose dann häufig in einem speziellen Endometriosezentrum statt. 

Eine zielgerichtete Behandlung erfolgt im Anschluss primär operativ durch Entfernung und Zerstörung der betroffenen Endometrioseherde. Die Therapie ist beispielsweise aber auch durch medikamentöse Behandlungen sowie Schmerz-, Psycho- oder Hormontherapie und ergänzende Methoden der alternativen Heilkunde möglich. So kann beispielsweise die Einnahme der Anti-Baby-Pille eine Abnahme von Schmerzen bewirken. Die Einnahme der Pille aus diesem Grund sollte jedoch dringend ärztlich abgeklärt werden.

Wann ist eine OP bei Endometriose nötig?

Die Endometrioseherde sind per Ultraschall nur in seltenen Fällen zu erkennen, sodass meist mit einer Bauchspiegelung, einer Laparoskopie, der gesamte Bauchraum untersucht werden muss. Die Bauchspiegelung ist eine kleine Operation und die einzige Methode, um eine Endometriose zweifelsfrei feststellen zu können. Der Bauch wird hierbei nach Endometrioseherden abgesucht. Gleichzeitig werden Gewebeproben entnommen beziehungsweise vorhandene Zellansiedelungen entfernt. Diese wuchern sonst weiter und greifen andere Organe an. Sorgen die kleineren Entfernungen nicht für dauerhafte Schmerzlinderung, gibt es die Option zur Entfernung der gesamten Gebärmutter. Dies ist jedoch der letzte Weg, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Denn eine Schwangerschaft ist dann nicht mehr möglich.

Die medikamentöse Therapie ist zusätzlich zu einer möglichen Operation essenziell, um die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens zu verringern, betont Dr. Kraus. Regelmäßige Untersuchungen und die konsequente Weiterbehandlung der Erkrankung sind anschließend wichtige Faktoren für den dauerhaften Behandlungserfolg.

Warum Mönchspfeffer bei Endometriose?

Neben regulären Behandlungsoptionen der Schulmedizin nehmen einige Betroffene zusätzlich Mönchspfeffer ein. Mönchspfeffer ist eine Heilpflanze und kann den Östrogenspiegel hemmen, wodurch das Wachstum der Endometrioseherde verlangsamt werden soll. Bisher gibt es aber nur wenige wissenschaftliche Studien, die dies belegen. Auf der anderen Seite beschreiben viele betroffene Frauen positive Erfahrungen mit der Pflanze. Mönchspfeffer wird daher gerne verwendet, wenn der Hormonhaushalt bei Frauen aus dem Gleichgewicht gerät. Zudem kann er eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung haben. Einnahme und Dosierung sollten jedoch zur Sicherheit immer mit einem Arzt besprochen werden.

Hat die Ernährung Einfluss auf Endometriose?

Die Ernährung hat, wie bei so vielen Krankheiten, einen großen Anteil am Behandlungserfolg. 
Da sogenannte Histamine zusätzlich Schmerzen verstärken können und viele Betroffene darauf besonders sensibel reagieren, hilft es häufig, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten. So erreichen Betroffene schnell eine Beschwerdeminderung.
Dr. Kraus empfiehlt den weitgehenden Verzicht auf folgende Lebensmittel:

  • Fast Food
  • Fertigprodukte
  • Fleischkonsum reduzieren
  • weniger Salz, Zucker und bestimmte Fette

Auch eine vitalstoffreiche, pflanzliche und gesunde Ernährung kann vielen Betroffenen helfen, um Symptome zu verringern.

Kann man trotz Endometriose schwanger werden?

Die Erkrankung ist eine der häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch, da sie unbehandelt oft zur Unfruchtbarkeit führt. Es kommt nicht selten vor, dass Frauen trotz wegfallender Verhütung nicht schwanger werden können, so Dr. Kraus. Verklebungen oder Verwachsungen an den Eileitern können dazu führen, dass die Eizelle nicht ungehindert in die Gebärmutter wandern kann. Experten sprechen von einer um die Hälfte verringerten Fruchtbarkeit. Für etwa zwei Drittel der von Unfruchtbarkeit betroffenen Frauen ist eine Schwangerschaft mit entsprechender Heiltherapie aber möglich. Alternativ gibt es große Erfolge mit In-vitro-Fertilisation, der künstlichen Befruchtung, sollte der Kinderwunsch dennoch über längere Zeit unerfüllt bleiben.

Wo gibt es Hilfe bei Fragen?

Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. und die Europäische Endometriose Liga e. V. bieten umfassende Informationen sowie Selbsttests, Schmerzkalender (PDF), Checklisten, Beratungsangebote zu unerfülltem Kinderwunsch und vieles mehr. Frauenärzte vermitteln hier gerne. Darüber hinaus ist der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfe- oder Gesprächsgruppen vor Ort als Teil einer Behandlung häufig hilfreich. Als Einstieg sind unterschiedliche Bücher empfehlenswert – beispielsweise „Nicht ohne meine Wärmflasche“ von Martina Liel oder „Endometriose – Die verkannte Frauenkrankheit“ von Jörg Keckstein. Viele Endometriosezentren bieten zudem regelmäßig Informationsveranstaltungen für Interessierte und Betroffene an.

Ist die richtige Diagnose endlich gestellt, ist der erste Schritt zur Linderung der möglicherweise jahrelang ungeklärten Symptome bereits gemacht, sagt Liane K.: „Man kann viel machen, wenn man erst einmal weiß, womit man es zu tun hat!“

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